Sie kennen sicher folgendes Szenario: Sie wollen eine Umfrage erstellen (oder nehmen an einer teil). Bei dieser sind Fragen aufgelistet, die nicht bloß mit ‚Ja/Nein‘ zu beantworten sind. Stattdessen bieten die Fragen ein breiteres Spektrum an Antwortmöglichkeiten. Solche Fragen werden mittels Likert Skala beantwortet. Zentrales Kennzeichen der Skala ist die Mehrstufigkeit, mit der Meinungen und Einstellungen gemessen werden. Vorteil für die Befragten: Sie können ihre Meinung differenziert – eben entlang der gebotenen Skalierung – angeben. Nachfolgend werfen wir einen Blick auf die Fragen: Wie gehen wir konkret mit einer Likert Skala um? – Welche Art der Skalierung gibt es und wie und wann setzen wir Likert Fragen am besten in einem Fragebogen ein? Im zweiten Teil unserer Blogreihe gehen wir tiefgründiger auf die Auswertungsmöglichkeiten und Einflusskomponenten der Likert Skala ein.
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Was ist die Likert Skala?
Die Likert Skala ist benannt nach ihrem Begründer, dem amerikanischen Sozialforscher Rensis Likert. Sie besteht aus mehreren Items, konkret aus einer Abfolge von Aussagen (auch Itembatterie genannt), denen die Befragten auf einer vorgegebenen abgestuften Antwortskala zustimmen bzw. ablehnen können. Alternativ kann man gegebenenfalls auch eine neutrale Einstellung nennen. Im Gegensatz zu Binärfragen, die stets nur zwei Antwortoptionen haben (zB. ‚Ja‘/‚Nein‘), ermöglicht die Likert Skala demnach ein tiefergehendes Feedback zu den gemessenen Einstellungen und Meinungen. Ziel ist eine trennscharfe Itemmenge, die Basis für ein valides Ergebnis im Hinblick auf die untersuchte Fragestellung ist.
Die zentrale Frage daraus ist jene nach möglichen Arten der Skalierung für Likert Fragen. Konkret lassen sich diverse Skalenarten unterscheiden. Wir wollen nachfolgend auf einige wesentliche Differenzierungen eingehen: verbalisierte versus endpunktbenannte; gerade versus ungerade Anzahl an Skalenpunkten; Breite und Richtung der Skala.
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Verbalisierte versus endpunktbenannte Skala
Verbalisiert nennen wir eine Skala, deren einzelne Skalenpunkte verbal benannt sind, zum Beispiel:
Item:
Mopeds werden überwiegend von Frauen gefahren.
Bei endpunktbenannte Skalen bennent man dagegen nur die jeweiligen Randskalenpunkte. Die dazwischen liegenden Skalenpunkte versieht man zur Orientierung mit Zahlen:
Item:
Mopeds werden überwiegend von Frauen gefahren.
In schriftlichen Befragungen wird alternativ immer wieder eine Mischform der beiden genannten Skalen verwendet, also verbalisierte Skalen, die mit Skalenpunkte ergänzt werden, etwa:
Welche Variante nun zu bevorzugen sei, dazu gibt es unter Experten unterschiedliche Auffassungen. Der Vorteil der verbalisierten Skala liegt eindeutig darin, dass für Befragte sofort ersichtlich ist, wie die einzelnen Abstufungen der Skala zu verstehen sind. Die Herausforderung indes liegt in der passenden verbalen Formulierung für die einzelnen Antwortmöglichkeiten, die in gleichen Abständen voneinander liegen.
Dieses Formulierungsproblem entfällt bei der endpunktbenannten Skala. Dafür ist es aber für Befragte eventuell unklar wie die einzelnen Zahlenwerte und Ihre Abstände dazwischen zu interpretieren sind.
Als Tipp: Entscheiden Sie sich für eine (von Ihnen bevorzugte) Likert Skala, die in jedem Fall an den Endpunkten verbale Formulierungen enthalten. Verwenden Sie die gewählte Skala einheitlich und durchgängig im Aufbau des Fragebogensund erklären Sie verständlich die Anwendung der Skala in einem Beispiel zu Beginn.
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Gerade versus ungerade Anzahl an Skalenpunkten
Eine Schlüsselfrage unter Forschern ist zweifellos jene nach der Anzahl an Skalenpunkten. Beide Varianten, eine gerade wie eine ungerade Anzahl an Werten, haben ihre Vorteile. Die Wahl liegt wie so oft beim Anwender. Eine Likert Skala mit einer ungeraden Anzahl hat einen Mittelpunkt und dies erleichtert die Orientierung. Zugleich wird die Mitte gerne als Fluchtkategorie verwendet, wenn sich Befragte nicht entscheiden können oder wollen. Eben diese Mitte fehlt bei einer geraden Skalierung. Folglich sind Befragte gezwungen, sich für eine Tendenz zu entscheiden und sich für oder gegen eine Aussage zu positionieren.
Ob eine Mittelkategorie nun als vorteilhaft oder aussageverzerrend anzusehen ist, hängt auch von der Forschungsfrage bzw. dem Auswertungsplan ab.
Breite und Richtung der Skala
Neben der Anzahl an Skalenpunkten ist die Breite der Likert Skala ein weiterer zentraler Punkt. Wie viele Optionen sind optimal? – In der Regel sind 4 bis 7 Antwortoptionen empfehlenswert. Sind mehr als 7 Skalapunkte vorhanden, werden die Befragten erfahrungsgemäß eher zufällig eine Antwort auswählen, was die Ergebnisse nutzlos machen würde. In Onlineumfragen wird neuerdings immer mehr eine Variante mit einer Art Schieberegler angewendet: Bei dieser Variante können Befragte ihre Antwort auf einer Skala von Null (Minimum) bis 100 (Maximum) angeben.
Die Likert Skala selbst ist für Befragte am Einfachsten zu verstehen, wenn sie vom niedrigsten Wert links zum höchsten Wert rechts ansteigt. Somit entspricht ein größerer Wert einer höheren Zustimmung. Weiters zu empfehlen ist die Vermeidung einer negativen Kodierung von Skalenpunkten als auch eine optische Verstärkung von Skalen. Beide Varianten beeinflussen und verzerren die Ergebnisse. Auch hier gilt das Prinzip der Einfachheit.
Zusammenfassend: Je klarer, einheitlicher und verständlicher die Likert Skala, desto motivierter und antwortfreudiger die Befragten und desto valider die erhobenen Daten.
Likert Skala im Fragebogen: Zwischenfazit
In diesem Artikel haben wir einige grundlegende Tipps zur Verwendung einer Likert Skala besprochen. Hierbei haben wir uns auf die korrekte Gestaltung einer Likert Skala konzentriert. Unserer Erfahrung nach werden gerade in diesem Bereich viele vermeidbare Fehler gemacht. Solche Patzer bei der Fragebogenerstellung können die Auswertung unnötig erschweren. Worauf man schließlich bei der Auswertung einer Likert Skala besonders achten sollte, diskutieren wir im zweiten Teil zum Thema Likert.
Quellenangaben:
Porst, Rolf. Fragebogen. Ein Arbeitsbuch. (4. Aufl., 2014)